Vorwort

Am 28. Juni 1914 wurden in Sarajewo zwei Menschen ermordet. Dieses Attentat auf das österreichische Thronfolgerpaar entfachte einen Weltenbrand. In der Folge sind 17 Millionen Todesopfer zu beklagen. Millionen Menschen wurden körperlich oder seelisch verletzt, verstümmelt, hungerten, fielen Seuchen zum Opfer. Hinzu kommt die Geldentwertung durch die enormen Kosten des Krieges und der nachfolgenden Reparationszahlungen.
Doch eine weltpolitische Ursachenforschung zum Ersten Weltkrieg ist nicht die Absicht unseres Buches. Wir wollen vielmehr zeigen, wie sich dieser vier Jahr dauernde Krieg auf die Menschen im Gebiet des heutigen Kreises Biberach ausgewirkt hat, auf die Menschen in der Heimat ebenso wie auf jene, die aus Pflichtgefühl, Patriotismus, Nationalismus oder auch ohne innere Überzeugung als Soldaten in fremde Länder ziehen mussten.
Ausgehend von der „IG Heimatforschung Kreis Biberach“ und dem „Familienkundlichen Arbeitskreis – Kreis Biberach“ machten sich, 100 Jahre nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, engagierte Menschen auf Spurensuche und fanden eine unerwartete Menge an Daten, Unterlagen und Erinnerungsstücken, die teilweise noch immer in Familien aufbewahrt werden.
Anfangs ging es darum, Namen, Geburts- und Todesdaten der Gefallenen auf den zahlreichen Kriegerdenkmalen zu erfassen. Wir erweiterten dann aber die Nachforschungen, um möglichst alle Kriegsteilnehmer aus den einzelnen Orten aufzulisten. Erinnerungstafeln, sogenannte „Ehrenbücher“, ebenso wie Todesanzeigen, Sterbebildchen, Sterberegister, Verlustlisten, Stammrollen, Pfarr- und Ortschroniken gaben wichtige Informationen. Der Gang in die Ortsarchive brachte weitere Details. Ortskenntnisse und das Wissen um Familienzusammenhänge erleichterten diese Arbeit. Manchmal mussten wir aber auch „aus der Ferne“ Daten erheben, wenn wir keine örtlichen Mitforscher gefunden hatten.
Dies alles ermöglichte es uns, rund 20.000 Kriegsteilnehmer zu erfassen und somit einen einzigartigen Datenbestand zu erstellen. So viele Personen in einem Buch darzustellen, wäre nicht sinnvoll. Deshalb liegt diesem Buch eine DVD mit diesen Personendaten bei.
Darüber hinaus brachten uns Feldpostbriefe, Postkarten, Fotografien, Tagebücher und auch die damaligen Lokalzeitungen Einblicke in das Alltagsleben während des Krieges, bei den Soldaten ebenso wie bei ihren Familien in der Heimat. Durch viele einzelne Elemente entstand so ein Gesamtbild jener Zeit.
Die Gefühlslage in der Bevölkerung änderte sich im Laufe der vier Kriegsjahre. War es zu Beginn manchmal Begeisterung, kamen bald Ängs­te, Trauer und Not zum Ausdruck und die Sehnsucht nach Frieden. Das Fehlen der Männer oder auch der Arbeitspferde wirkten sich ebenso aus wie Zwangsabgaben, Lebensmittelknappheit oder die Herstellung von Rüstungsgütern.
Unser Forschungsgebiet hat sich auf den heutigen Kreis Biberach konzentriert, wie er seit 1973 besteht. Der Kreis Biberach enthält Teile aus acht damaligen Oberämtern und aus zwei deutschen Teilstaaten, nämlich aus Württemberg und Hohenzollern. Auch der Zuschnitt der Gemeinden war anders als heute, was bei der Forschungsarbeit zu beachten war.
Nach wie vor sind viele Fragen zur Geschichte unserer Region im Ersten Weltkrieg offen. Wir wünschen uns, dass dieses Projekt Anregungen gibt zur Familienforschung und zur weiteren Heimatforschung in den Gemeinden. Deshalb stellen wir die Daten auf DVD und zusätzlich im Internet bereit, wo wir sie auch aktualisieren können.
Im Gebiet des heutigen Kreises Biberach lebten bei Kriegsbeginn knapp 100.000 Einwohner. Diesem Krieg fielen hier etwa 5.000 Menschen zum Opfer, das sind rund 5 Prozent der Bevölkerung. Betrachtet man die Militärangehörigen, verloren etwa 25 Prozent von ihnen ihr Leben in diesem Krieg. Und noch drastischer werden die Zahlen bei den Soldaten, die im Kampfeinsatz an der Front waren, wo fast jeder zweite Kämpfer nicht überlebte. Die Männer der Altersgruppe von etwa 20 bis 40 Jahren wurden regelrecht dezimiert. Sie fehlten als Arbeitskräfte und als tatsächliche und zukünftige Familienväter.
Für dieses Buch sind viele kleinere Artikel entstanden, von unterschiedlichen Autoren geschrieben, die viele Aspekte dieses Krieges zeigen und leicht lesbar sind. Zudem konnten wir umfangreiches Bildmaterial einbringen, historische Fotos und Dokumente sowie aktuelle Bilder der Kriegerdenkmale und unserer Fundstücke.
Dieses Projekt zum Ersten Weltkrieg im Kreis Biberach war nur möglich durch viele hilfsbereite Menschen aus dem ganzen Landkreis, die an Heimat- und Familienforschung interessiert sind, und durch die wohlwollende Unterstützung von Kreisarchiv, den Stadt- und Gemeindearchiven und diversen Ämtern. Auch aus der Bevölkerung wurden uns zahlreiche Dokumente und Erinnerungsstücke zur Verfügung gestellt.
Unsere Anliegen wurden insgesamt bereitwillig und großzügig unterstützt. So gilt unser Dank den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Archiven und Verwaltungen, auf den Rathäusern und Ortsverwaltungen und vor allem den vielen Einzelpersonen, die private Erinnerungsstücke zur Verfügung stellten.
Allein für die Erforschung der Kriegsteilnehmer investierten die Forscherinnen und Forscher mehrere tausend Stunden ehrenamtlicher Arbeitszeit. Das verdient Dank und Anerkennung.
Wir bedanken uns für die finanzielle Unterstützung beim Landkreis Biberach, der Gesellschaft für Heimatpflege in Stadt und Landkreis Biberach, der Gesellschaft Oberschwaben, der Kreisvereinigung der Volksbanken und Raiffeisenbanken des Kreises Biberach, der Raiffeisenbank Biberach eG, der Volksbank Ulm-Biberach eG. Ohne diese Unterstützungen wäre es nicht möglich geworden, diese Buch zu einem attraktiven Preis anzubieten.
Möge die Erinnerung an diesen Krieg dazu beitragen, dass wir das Gut des Friedens hoch einschätzen und uns aktiv für den Erhalt des Friedens einsetzen.

Johannes Angele Wolfgang Merk